Freie Gottesdienste zwischen Liturgie und Event

Freie Gottesdienste zwischen Liturgie und Event.
Beiträge der Tagung der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel vom 20. Juni 2011
Stefan Schweyer (Hg.), mit Beiträgen von David Plüss, Helge Stadelmann, Holger Eschmann, Horst Schaffenberger, Ralph Kunz und Stefan Schweyer. LIT Verlag, Riehen BS 2012.


Im Vorwort schreibt der Praktologe Ralph Kunz (Zürich) zum Band 7 der Reihe “Studien zu Theologie und Bibel”:

So einfach ist Gottesdienst: Zwei oder drei Menschen, die im Namen Jesu Christi zusammenkommen; keine Kirchengebäude, keine Talare, keine Kanzeln, keine Gottesdienstformulare, keine Pfarrer. Einer solch einfachen Versammlung ist die Gegenwart des Auferstandenen verheissen.

Die Sehnsucht nach dieser Unmittelbarkeit der Christusbegegnung und nach der Einfachheit christlicher Gemeinschaft hat Christinnen und Christen immer wieder bewegt, aus erstarrten und komplexen Gottesdienstformen auszubrechen und in schlichten Versammlungen die Gegenwart des Auferstandenen zu feiern. So entstanden immer wieder neue Gottesdienstformen, die aber ihrerseits wieder eine Tendenz zur Erstarrung in sich trugen. Diese sogenannten “freien Gottesdienste”, wie sie beispielsweise in Freikirchen praktiziert werden, sind selten Gegenstand liturgischer Reflexionen. Die Liturgiewissenschaft konzentriert sich vornehmlich auf die Gottesdienste mit reichhaltigen liturgischen Traditionen.

Die Studientagung, die am 9. Juni 2011 an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel durchgeführt wurde, hat solche “freie Gottesdienste” etwas genauer unter die Lupe genommen. Dabei ging es weder um die Herstellung von Rezepten zur gottesdienstlichen Praxis noch um eine Bewertung “freier” im Vergleich zu “liturgisch gebundenen” Gottesdiensten. Vielmehr war das Ziel der Tagung, das in der theologischen Reflexion oft vernachlässigte Phänomen “freie Gottesdienste” aus vielfältigen Perspektiven wahrzunehmen.

Die bunte Mischung der Referenten mit landes- und freikirchlichen Hintergründen sowie Lehrtätigkeiten an staatlichen, privaten und kirchlichen Ausbildungsstätten erwies sich dabei als allseitig bereichernd. Einen Eindruck von dieser Perspektivenvielfalt vermittelt der vorliegende Band, welcher die an der Studientagung gehaltenen Referate in überarbeiteter Form enthält. Den Reigen eröffnet David Plüss mit einer ritualtheoretischen Einordnung freier Gottesdienste.

Die von ihm beschriebenen Fallbeispiele zeigen, dass der Einbezug der Popularmusik ein wesentliches Merkmal freier Gottesdienste ist. Diesem Thema widmet sich Helge Stadelmann in seinem Beitrag zu Praise & Worship. Holger Eschmann gibt Einblick in die liturgischen Diskussionen der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Spannung zwischen Ordnung und Freiheit.

Dass die Form nicht beliebig ist, sondern der Funktion des Gottesdienstes folgt, zeigt Horst Schaffenberger im Anschluss an Peter Brunners Theologie des Gottesdienstes. Aus einer andern Perspektive nimmt Ralph Kunz freie Gottesdienste in den Blick, wenn er deren evangelistisches Potenzial untersucht. Im letzten Beitrag plädiert Stephan Schweyer für eine reflektierte Gstaltung freier Gottesdienste.