Ist es nur die Sprache – oder auch die Relevanz?

Das 2. Forum Gottesdienst machte sich am 17. März in Bern auf die „Suche nach einer Gottesdienstsprache, die unter die Haut geht“. Mit diesen Worten führte die Moderatorin Susanne Meyer jedenfalls die Hauptreferentin Martina Schwarz ein. Ein Kurzbericht von Fritz Imhof

Der Gottesdienst und die Predigt müssen eine Sprache finden, die sich laufend weiter entwickelt und den aktuellen Bedürfnissen nach Lebensbewältigung entspricht. So formulierte Susanne Meyer das Ziel, welche das Forum Gottesdienst verfolge.

„Predigen heisst: sich zeigen. Ich zeige dir, was ich liebe. Ich zeige mich dir. Es geht stets ums Ganze.“ Es ist laut Martina Schwarz diese totale Identifikation mit der Botschaft, welche die Predigerin vermittelt. Sie stellte zum Vergleich die in Bern wohnhafte moldavische Musikerin Patricia Kopatchinskaja vor. Sie sagt: „Man muss die Musik sein – man muss das sein, was man spielt.“ Nicht nur die Musikerin, sondern auch der Prediger muss sich „eigen-artig“ ausdrücken, sagte dazu Martina Schwarz.

Nicht nur über das Trösten sprechen, sondern trösten

Die vom Erlanger Praktologen Martin Nicol entwickelte „dramaturgische Homiletik“ dient laut Schwarz diesem Anliegen. Sie suche nach einer Sprache, „die nicht nur über Dinge redet, sondern bewirkt, dass die Dinge geschehen“. Eine Predigt soll nicht nur über das Trösten sprechen, sondern trösten. Nicol spricht vom „RedenIn“ statt „RedenÜber“.

Predigen heisse eben, „sich nicht nur zeigen, sondern auch sich riskieren“, folgert Schwarz. Sie weist darauf hin, dass von der Predigt nach wie vor viel erwartet wird. Sie zitiert dazu Eric Flügge, dessen Buch „Der Jargon der Betroffenheit / Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“ provoziert hat. Darin schreibt er: „Ich glaube noch an die Predigt, die es wagt, nicht referenziell, sondern eigenständig zu sein. Ich glaube noch an die Predigt, die etwas Neues formuliert, statt immer Gleiches nachzubeten.“

Der Homiletiker Dietrich Sagert sagt es so: „Bei der Predigtarbeit geht es um Handwerkliches. In Vorbereitung und Predigt selbst ist die Person des Predigers zentral. Es geht darum, die Einzigartigkeit dieser Person zum Blühen zu bringen: Das, was sie antreibt zu jener werklosen Tätigkeit, die man Glauben nennt …“

Sprache und Relevanz

Ein Workshop unter der Leitung von Matthias Zeindler fokussierte auf die Relevanz der Predigt. Er griff dazu Zitate aus dem Buch von Erik Flügge auf. Zum Beispiel über das Dilemma vieler Predigten: „Heraus kommt verschwurbelte Unverständlichkeit, weil man das, woran man glaubt, nicht sagen darf, und das, was man gegen seine Überzeugung sagt, möglichst nicht verstanden wissen will.“ Andere verfolgten das „innerkirchliche Ziel, möglichst wenige Widerstände zu aktivieren“. Kirchen hätten daher ein echtes und fundamentales Relevanzproblem, schreibt dazu Arnd Bünker in einem Text zum Hype um Flügges Buch. Bei der Relevanz der Verkündigung gehe es aber um mehr als „kirchliche Kundenbindung“. An die Verkündiger/innen gerichtet, schreibt er daher: „Es geht ‚nur’ darum, das zu verkündigen, was sie selbst in ihrem Glauben und Leben erfassen und verbürgen können.“

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