"Reformulierter Glaube"

Christoph Weber-Berg (F. Imhof)

Liturgie und Predigt – und reformulierter Glaube

Der Glaube muss neu formuliert werden, damit er von den heutigen Zeitgenossen verstanden wird. Diesen Kerngedanken vertieft Christoph Weber-Berg, Autor der Schrift „Reformulierter Glaube – Anstösse für die kirchliche Verkündigung heute“ speziell auch in seinen Ausführungen zu Liturgie und Predigt.
von Fritz Imhof

„Reden wir vom Glauben!“ – so lautete die Kernaussage von Christoph Weber Berg, Kirchenratspräsident der Reformierten Landeskirche Aargau, am 12. Mai 2016 in Aarau. „Reden wir vom Glauben – mit denen, die uns verstehen, und mit denen, die uns nicht verstehen.“

Hier einige Kernsätze zu seinen Ausführungen über die Liturgie:
„Die Glaubwürdigkeit der Liturgin oder des Liturgen ist zentral. Eine lieblos und uninspiriert gestaltete Feier kann sich an die Vorlage einer noch so guten Liturgie halten: die Chance, dass Menschen dabei von der Botschaft des Evangeliums berührt und vom Glauben erfasst werden, ist eher gering.“ (99)

Oder:
„Die Liturgie bettet die stark am Wort orientierte Predigtbotschaft in das emotionale und sinnliche Leben der Glaubenden ein. Sie beschränkt sich nicht nur darauf, den Ablauf eines Gottesdienstes zu definieren. Ganz im Gegenteil: die konkrete gottesdienstliche Liturgie als Teil der Verkündigung ist wiederum eingebettet in die Liturgien eines Tages, einer Woche, eines Monats, eines Jahres- und eines Lebenslaufes.“ (99)

Zur Predigt sagt Christoph Weber-Berg u.a.:
„Letztlich bleibt es die Kernaufgabe des Predigers oder der Predigerin, den nicht in jedem Fall unmittelbar verständlichen Text der Bibel zu interpretieren, und zwar so, dass deren Kernbotschaft für heutige Menschen verständlich wird.“ (100)

Oder:
„Dies hat nicht hauptsächlich in Form eines Monologs am Sonntagmorgen zu geschehen. Dialoge, Podien, künstlerische Performance und Musik – Die Möglichkeiten der Verkündigung sind vielfältiger als das, was bisher im Durchschnitt praktiziert wird.“ (100)

Oder:
„Genau wie die Liturgie ist sie (die Predigt) ganz entscheidend an die Glaubwürdigkeit der Predigerin oder des Predigers gebunden.“ (101)

Oder:
„In der Predigt Vorbereitung öffne ich mich für das Wort Gottes. Ich gehe einen geistlichen Weg, auf den ich auf die Zuhörenden ein Stück weit mitnehmen kann.“ (102)

Oder ein Apell an das persönliche spirituelle Leben der Liturgin:
„Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung eines liturgisch geführten Lebens, der persönlichen, spirituellen Lebensführung der Predigenden. Wer von dem, wovon er oder sie predigt – vom Evangelium –, selbst berührt ist, wird die Botschaft auch authentischer predigen können.“

Zu den Sakramenten präsentiert Weber-Berg selbst mehr Fragen als Antworten. Er stellt fest, dass sowohl Abendmahl wie Taufe an Verbindlichkeit verloren haben. Entscheidend ist für ihn, dass sie die Treue Gottes zusprechen. Er wirft dazu aber zahlreiche Fragen auf und drückt die Hoffnung aus, dass „das Jubiläum der Reformation dazu einlädt, uns mit den angesprochenen Themen vertieft auseinander zusetzen.”

Christoph Weber-Berg, Reformulierter Glaube – Anstösse für kirchliche Verkündigung heute, Zürich 2016 (ISBN 978-3-290-17860-4)