Austeilung
Die Einladung zum Abendmahl wird in der Regel vom Abendmahlstisch aus mit einer biblischen Formel ausgedrückt (z.B. mit Ps 34,9 „Kommt, denn es ist alles bereit. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“). Durch den Gebrauch einer feststehenden Wendung wird verdeutlicht, dass Gott selbst und nicht die Liturgin die Gläubigen an seinen Tisch einlädt. An der Austeilung des Abendmahls sind in der Regel Freiwillige aus der Gemeinde (ev. Mitglieder des Kirchenvorstands) beteiligt.
Der Empfang des Abendmahls sollte niemandem verweigert werden – die Einladung zum Abendmahl gilt grundsätzlich allen und seit einigen Jahrzehnten auch Kindern. Allerdings darf die Einladung mit dem Hinweis verbunden werden, dass der Glaube an Jesus Christus (oder, etwa in der Berner Kirchenordnung, „die Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Jesus Christus“) eine Voraussetzung für die Teilnahme am Abendmahl ist. Die Möglichkeit der Nicht-Teilnahme sollte ebenfalls gegeben sein und auch respektiert werden.
Der Ablauf und die Organisation der Austeilung sollte vor allem in den Gemeinden, die nur selten Abendmahl feiern, erläutert werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass sich Einladung und Erklärung vom Gestus her klar unterscheiden. Die Erklärung muss möglichst instruktiv sein und darf nicht zu lange dauern, um nicht zusätzlich zu verwirren.
In den reformierten Kirchen werden verschiedene Formen der Austeilung praktiziert: Beim wandelnden Abendmahl bewegen sich die Feiernden im Kirchenraum von ihren Sitzplätzen in den Chorraum, wo sie ein Stück Brot erhalten und Wein aus einem Kelch oder Becher trinken. Laut Calvin erinnert diese Form an das wandernde Gottesvolk in der Wüste. Das Abendmahl wird auch im Halbkreis um den Abendmahlstisch stehend gefeiert, womit der Gemeinschaftscharakter und das Bild des Um-den-Tisch-versammelt-Seins betont werden. Das sitzende Abendmahl mit Durchreichen der Elemente durch die Sitzreihen ist nur noch an wenigen Orten üblich.
Aus hygienischen Gründen werden vielerorts neben einem grossen Gemeinschaftskelch noch kleine Einzelkelche angeboten. Um Alkoholkranke und Kinder nicht vom Abendmahl auszuschliessen, reichen viele Gemeinden zusätzlich zum oder anstelle von Wein Traubensaft. Die vielen so gegebenen Varianten des Empfangs stellen eine erhebliche logistische Herausforderung dar und erfordern meistens eine längere Erklärung. Um diese ein Stück weit zu umgehen, könnte über die Möglichkeit nachgedacht werden, das Brot in den Kelch einzutunken (Intinctio). Diese Variante wurde auch in reformierten Kirchen schon praktiziert, bspw. während der Pestzeit.
Die Überreichung an die Empfangenden kann mit einem Brot- bzw. einem Kelchwort verbunden werden („Brot des Lebens“ bzw. „Kelch des Heils“ oder Synonyme), das von den Empfangenden mit „Amen“ beantwortet werden kann. Das Brot- und Kelchwort betont im Moment des Empfangs noch einmal die individuelle Bedeutung für die Einzelnen. Brot- und Kelchwort entsprechen der Absicht, allen Beteiligten einen bewussten und verstehenden Vollzug des Abendmahls zu ermöglichen.