Lesung

Die Verwendung von Lesungen im Gottesdienst wird in den verschiedenen liturgischen Traditionen unterschiedlich gehandhabt. Zwingli hat 1519 die bis dahin übliche Leseordnung abgeschafft und die lectio continua eingeführt, die fortlaufende Auslegung ganzer biblischer Bücher.
Obwohl Luther skeptisch war gegenüber der Lesung biblischer Texte, die nicht gleichzeitig auch ausgelegt wurden, wurde für den lutherischen Gottesdienst die Orientierung an einer Perikopenordnung beibehalten. Für jeden Sonntag werden mehrere Lesungen vorgeschlagen. Auch in der römisch-katholischen Messe sind drei Lesungen vorgesehen: eine Lesung aus dem Alten Testament (seit dem 2. Vatikanischen Konzil), eine Epistellesung und die Evangelienlesung.

In der gegenwärtigen liturgischen Praxis in reformierten Gottesdiensten in der Deutschschweiz ist meist nur eine Lesung üblich. Hier hat die reformatorische Praxis lange nachgewirkt, auch wenn kaum mehr nach der lectio continua verfahren wird. Im Zuge der ökumenischen Annäherung im letzten Jahrhundert wurden in manchen Gemeinden mehrere Lesungen eingeführt. Dort, wo eine Lesung üblich ist, entspricht diese in der Regel nicht dem Predigttext, sondern ergänzt oder kontrastiert diesen. Der Predigttext selbst wird oft vor der Predigt gelesen, kann aber auch in dieselbe integriert werden.

Die Auswahl der Texte geschieht meistens frei, wenn sich auch viele Pfarrer und Pfarrerinnen an einer Perikopenordnung orientieren. Relativ verbreitet sind auch Predigtreihen, die einen thematischen Schwerpunkt setzen.