Lieder zur Verkündigung
Sowohl Martin Luther als auch Johannes Calvin trauten Liedern als Medien der Verkündigung viel zu. Hier wird Gottes Wort nicht nur gehört, sondern im Singen buchstäblich „einverleibt“. Dies gilt für alle im Gottesdienst gesungenen Lieder, und ganz besonders für die Lieder im Verkündigungsteil.
Diese können unterschiedliche Funktionen haben. Ein Lied kann einerseits bereits auf die Predigt verweisen und/oder an die Lesung anschliessen. Damit wird der verkündigende Aspekt betont. Ein Resonanzraum wird eröffnet, der die Inhalte der Predigt anklingen lässt, erweitert oder auch kontrastiert. Hierzu eignen sich insbesondere Strophenlieder, die bestimmte thematische Aspekte nacherzählend vertiefen, deren Struktur und Dramaturgie bei einer allfälligen Strophenauswahl aber sorgfältig mitzubedenken ist.
Andererseits kann das Lied im Wegschritt „Verkündigung“ die Bitte formulieren, dass den Hörenden Offenheit und Aufmerksamkeit für das Wort geschenkt werden möge, bspw. mit dem Lied „Herr, gib uns Mut zum Hören“ (RG 258).
Besonders geeignet sind auch kurze Leitverse, die die Lesung umrahmen oder rhythmisieren, beispielsweise „Dein Wort, o Gott, geleitet uns“ (RG 254), „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ (RUpl 072) oder „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr“ (RG 166).
Literatur
Allgemein zur Liedwahl im Gottesdienst:
Andreas Marti, Lieder wählen, in: ders., Wie klingt reformiert? Arbeiten zu Liturgie und Musik (hrsg. von David Plüss, Katrin Kusmierz und Kirsten Jäger), Zürich 2014.
Auch in: Musik und Gottesdienst 63/2009, zur “Verkündigung”: 117f. www.rkv.ch,
dazu die Übersicht Kriterien für den Gemeindegesang (A. Marti).