Körper

Im Zuge protestantischer Fokussierung auf die (Wort-)Verkündigung geriet der Körper als liturgischer Akteur aus dem Blick. Dies hat sich in jüngerer Zeit verändert: Der Gottesdienst wird vermehrt auch als körperliches Geschehen verstanden. Menschen sind im Gottesdienst körperlich präsent. Liturgen gestalten diesen mit und unter Gebrauch ihres Körpers: Sie treten auf, bewegen sich, sprechen, sie gestikulieren, sie kleiden sich in bestimmter Weise. Wie sie das tun, hat einen Einfluss auf das Erleben der Gottesdienstteilnehmenden. Aber auch letztere tragen den Gottesdienst mit ihren Körpern mit: Die Gemeinde bewegt sich im Raum, sitzt oder steht, singt, faltet die Hände. Gottesdienstbesuchende „’bringen’ … ihren Körper in den Gottesdienst ‚mit’, den Körper mit seinen Empfindungen und seinen Bedürfnissen, mit seinen Fähigkeiten und seinen Gebrechen, mit seiner Signalwirkung und seiner kommunikativen Mitteilungsfähigkeit“ (Kirsten Jäger, 391).

Wenn also auch das „Wie“ liturgischer Inszenierung wichtig ist, dann hat dies Konsequenzen für den Umgang mit dem Körper im Gottesdienst. Sprechen, Auftritt und Präsenz der Liturgiegestaltenden verdienen besondere Aufmerksamkeit in der Ausbildung und ebenso in der Vorbereitung einzelner Gottesdienste. Ebensolche Aufmerksamkeit verdienen die Körper der Gottesdienstfeiernden. Können sie die Schwelle zum Gottesdienstraum überschreiten? Können sie hören, sehen, sitzen? Können sie aktiv werden oder werden sie zur Passivität verleitet?

Literatur

Kirsten Jäger, Liturgische Körper. Überlegungen zum Umgang mit Körperlichkeit im reformierten Gottesdienst, in: David Plüss, Katrin Kusmierz, Matthias Zeindler, Ralph Kunz (Hg.), Gottesdienst in der reformierten Kirche. Einführung und Perspektiven, Zürich 2017, 390–410.

Christina aus der Au, David Plüss, Körper – Kulte. Wahrnehmungen von Leiblichkeit in Theologie, Religions- und Kulturwissenschaften, Zürich 2007.