Gottesdienst im Kirchenjahr

Das Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Adventssonntag und endet mit dem Ewigkeitssonntag. Es ist bei den westlichen Kirchen gegliedert durch die zwei höchsten Feste, Weihnachten und Ostern. Ihnen voraus gehen Advent und Passionszeit als Zeiten der Vorbereitung; beide Feste strahlen in die nachfolgenden Wochen aus, bis Epiphanias und bis zum Trinitätssonntag nach Pfingsten. In den zwei Perioden ausserhalb der Fest- und Vorbereitungszeiten werden die Sonntage nach Epiphanias beziehungsweise nach Trinitatis gezählt.

Der kirchliche Feierkalender ist von jeher verknüpft mit dem Erleben des natürlichen Jahresrhythmus, dem Wechsel der Jahreszeiten. Hinzu kommen auch gesellschaftliche Anlässe, die den Jahreslauf gliedern, wie beispielsweise der Eidgenössische Dank-, Buss und Bettag.

Die reformierten Kirchen haben den ausführlichen Jahresfestkreis, wie er beispielsweise für lutherische und katholische Kirchen prägend ist, weitgehend auf die Hauptfesttage reduziert. Doch wird seit einiger Zeit wieder vermehrt nach einer Jahresordnung als dem gemeinsamen geistlichen Lebensrhythmus der Gemeinden gesucht. Beispielsweise finden in Gemeinden die dem Kirchenjahr entsprechenden liturgischen Farben in der Raumgestaltung vermehrt Verwendung. Durch die bewusste Feier von Fest- und Vorbereitungszeiten wird zudem deutlich, dass die reformierten Gemeinden mit anderen Konfessionen im selben Glauben verbunden sind. Wie genau eine reformierte Ausprägung des Kirchenjahres zu verstehen und zu gestalten sei, ist derzeit Gegenstand engagierter Diskussionen.

Andere Konfessionen kennen auch die feste Zuordnung von Texten und Themen zu den verschiedenen Festzeiten und Sonntagen (Leseordnungen). In der reformierten Deutschschweiz sind Pfarrpersonen frei, den jeweiligen Predigttext für einen bestimmten Sonntag zu wählen. Dennoch orientieren sich manche mehr oder weniger verbindlich an einer der Perikopenordnungen (siehe unten). Andere gehen nach Themenreihen vor oder wählen fortlaufende Lesungen und Auslegungen (lectio continua), wie sie ursprünglich beispielsweise von Zwingli vorgesehen waren.


Informationen zum Sabbat, Sonntag und Kirchenjahr im Frühchristentum finden Sie hier.


Leseordnungen / Perikopenordnungen

Die Lesungen – Perikopen, Bahnlesung, Lectio continua (A. Ehrensperger)
Weitere Informationen und Literaturangaben zum Thema “Lesungen” sind hier zu finden.

Einige aktuelle Perikopenordnungen (A. Marti) bietet zur Ergänzung eine knappe Übersicht über die Situation und die Entwicklungen, denen sie sich verdankt. Darin u.a. erwähnt:

Die Deutschschweizerische Liturgiekommission hat 2011/2012 eine Umfrage bei den Pfarrerinnen und Pfarrern zur Verwendung von Textordnungen im Gottesdienst durchgeführt (Auswertungsbericht).

Literatur zum Kirchenjahr

Matthias Zeindler, David Plüss (Hg.), “In deiner Hand meine Zeiten …”. Das Kirchenjahr – reformierte Perspektiven, ökumenische Akzente, Zürich 2018

Kristian Fechtner, Im Rhythmus des Kirchenjahres. Vom Sinn der Feste und Zeiten, Gütersloh 2007.

Karl Heinrich Bieritz, Das Kirchenjahr, München 6/2001.