Trauerfeiern für kleine und totgeborene Kinder

Gottesdienste, Feiern

Feier mit Tränenritual (F. Hirschi/DLK)

Abschied für Zwillinge am Grab (A. Kellenberger)

Abschiedsfeier im Familienkreis für ein totgeborenes Mädchen (K. Bäumlin)

Sternenkinder. Gedenkmesse (Diözese Innsbruck)

Information und Liturgie zur Segnung eines stillgeborenen Kindes (Evang. Landeskirche in Baden, T. Dittmar)

Trostgottesdienst für trauernde Eltern und Familien (Evang. Landeskirche in Baden, T. Dittmar)
mit Stationen

Gottesdienste und Ansprachen (Evang. Krankenhausseelsorge Bayern)
u.a. Gedenkfeier für Sternenkinder (R. Roth), Abschiedsritus/Gedenkfeier für frühverstorbene Kinder (J. Floß)

Bestattung für ein totgeborenes Mädchen (in engl. Sprache) (A. Kellenberger)

Ein Kind zu verlieren – welchen Alters es auch sei – ist etwas vom Schlimmsten, was Eltern und Familien widerfahren kann. Es ist eine einschneidende Extremsituation, die das gesamte Familiensystem betrifft und die auch von Seelsorgenden und Liturg:innen ein ganz besonderes Gespür verlangt.

Die ersten liturgischen Beispiele unter Gottesdienste/Feiern beziehen sich auf Kinder, die kurz nach der Geburt verstorben sind, die weiteren auf totgeborene Kinder, sog. Sternenkinder.

  • Das erste Beispiel ist eine Abschiedsfeier in der Kirche und am Grab, in deren Zentrum ein “Tränenritual” steht. Dieses Ritual kann leicht abgewandelt auch für eine Erinnerungsfeier (z.B. für das “Worldwide Candle Lighting” am zweiten Sonntag im Dezember) verwendet werden.
  • Das zweite Beispiel ist eine Abschiedsfeier am Grab im engsten Kreis. Die Phasen der Stille halfen den Eltern, ihre Bedürfnisse zu erkennen, was schliesslich dazu führte, dass die Eltern das Grab mit Erde zuschütten wollten.

  • Das dritte Beispiel ist eine Abschiedsfeier im Kirchgemeindehaus und am Grab im engsten Kreis.

Dass ein Kind vor oder bei der Geburt oder unmittelbar danach stirbt, ist aller modernen Technik und unseres hochentwickelten Gesundheitswesens zum Trotz keine Seltenheit. So kommt in der Schweiz jeden Tag ein Kind tot zur Welt. Fast jeden Tag stirbt ein Kind bevor es das 1. Lebensjahr erreicht. (vgl. Bundesamt für Statistik).

Diesem Umstand wird seit einigen Jahren nicht nur in Spitälern und Geburtskliniken, sondern auch im Bereich der Seelsorge und Notfall-Seelsorge Rechnung getragen, und zunehmend wird der Begleitung von betroffenen Müttern und Vätern, sowie ganzen Familiensystemen Beachtung geschenkt. Heute ist es möglich, ein Kind zu beerdigen, das sogenannt “nicht meldepflichtig” ist (d.h. dessen Gewicht unter 500 Gramm liegt, das vor der 22. Woche geboren und ohne Lebenszeichen zur Welt gekommen ist). Da das Bestattungswesen kantonal und kommunal geregelt ist, sind die Möglichkeiten vor Ort abzuklären. Eine gute Hilfestellung bietet die Broschüre und die Beratung von www.kindsverlust.ch.

Ein Kindstod fordert auch Pfarrerinnen und Seelsorger heraus. Nicht zuletzt, weil das fehlt, was sonst bei einem Trauerfall “schmerzlindernd” wirkt: die Erinnerungen an ein gelebtes Leben und die Dankbarkeit, die sich daraus ergibt. Es ist wichtig, dieses Faktum zu benennen und der Ohnmacht, Wut, Leere, Verzweiflung und den enttäuschten Hoffnungen Raum zu geben. Es geht darum, das Unverständliche, Traurige ernst zu nehmen und zusammen mit den Eltern, Geschwistern und betroffenen Familien (und gelegentlich auch mit dem medizinischen Personal) auszuhalten.

In der Praxis können unterschiedlichste Wünsche und Anfragen an Seelsorgende oder Pfarrpersonen herangetragen werden:

  • Eltern bitten für das Kind im Mutterleib, welches die Geburt wahrscheinlich nicht überstehen wird, um einen Segen.
  • Eltern möchten ihrem totgeborenen (sog. “stillgeborenen”) Kind begegnen, es spüren, anschauen, um es dann loslassen zu können.

  • Eltern wünschen für das Kind, das kurz nach der Geburt gestorben ist, eine Feier, in der das Kind einen Namen erhalten soll.

  • Eltern wünschen eine (Not-)Taufe für ihr neugeborenes Kind, da es geringe Lebenschancen hat.

  • Eltern wünschen eine öffentliche Abschiedsfeier in der Kirche und/oder am Grab oder im engsten Kreis.

Menschen in diesen schwierigen Situationen zu begleiten, braucht Worte, die bekräftigen, dass Gott besonders mit denen ist, die leiden und dass Gott jedes noch so kleine Wesen in Liebe bei sich aufnimmt. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen der Realität des Schmerzes und der Perspektive der Hoffnung, zwischen dem empathischen Einschluss der Pfarrperson in das Trauern (wir) und deren Distanzierung als Hilfe für die Trauernden, im Trauerprozess weiterzukommen.

Wo Worte versagen oderschmerzen, können Symbole, rituelle Handlungen oder die Mitwirkung auf eine Abschiedsfeier hin oder während einer Abschiedsfeier wichtig sein. Ihre Gestaltung erwächst aus dem Gespräch und den individuellen Bedürfnissen der Trauernden. Eine gemeinsame Vorbereitung kann für die Betroffenen zu einem Stück ihrer Trauerarbeit werden.

Beispiele:

  • Anfertigen eines Hand- oder Fussabdrucks des verstorbenen Kindes

  • Anfertigen einer besonderen Kerze für das verstorbene Kind

  • Bemalen von Tonscherben (vgl. Materialien, Beispiel Sternenkinder. Gedenkmesse)

  • Bemalen eines Kindersargs

  • Schreiben eines persönlichen Abschiedsbriefs (evtl. zum Vorlesen an der Abschiedsfeier oder zum Beerdigen zusammen mit den sterblichen Überresten)

  • Gestalten einer Kondolenzkarte

  • Mithilfe beim Schliessen des Grabs (vgl. Materialien, Beispiel 2) oder gemeinsames Bepflanzen eines Grabs

  • Gestalten eines individuellen Erinnerungsorts

  • Tränenritual (vgl. Materialien, Beispiel 1)

  • Heilungsritual für die Mutter (Zwei Beispiele eines solchen Rituals sind zu finden bei: Rosemary Radford Ruether: Unsere Wunden heilen/ Unsere Befreiung feiern. Rituale in der Frauenkirche, Stuttgart 1988, 183–185, neu abgedruckt in: E. Domay, H. Köhler (Hg.), der gottesdienst. Liturgische Texte in gerechter Sprache, Bd. 2: Das Abendmahl / Die Kasualien, Gütersloh 1998, 442–445)

  • Segenshandlung für die ganze Familie

Grundlagen und Literatur

Gute Hoffnung - jähes Ende, hg. von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Hannover (1996/2016) 2020, Download VELKD.

Doris Joachim-Storch, Raimar Kremer (Hg.), “Tröstet, tröstet …” Seelsorge in der Verkündigung, Verkündigung in der Seelsorge (Materialbuch 113 des Zentrums für Verkündigung der EKHN), Frankfurt/M 2010.

Klaus Schäfer, Trauerfeiern beim Tod von Kindern. Liturgische Hilfen zur Verabschiedung und Beerdigung. Ein Handbuch, Regensburg 2010.

Tod eines Kindes im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Wegleitung des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz (kath.), Freiburg 2009.

Ein Engel an der leeren Wiege, Handreichung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zur seelsorgerlichen Begleitung bei Fehlgeburt, Totgeburt und plötzlichem Säuglingstod, Schweinfurt 2007, Download ELKB.

Detlev Hecking, Clara Moser Brassel, Wenn Geburt und Tod zusammenfallen. Ökumenische Arbeitshilfe für Seelsorgerinnen und Seelsorger, Zürich 2006.